Karneval in den Vereinigten Staaten

Helau, liebe Karnevalisten! Die fünfte Jahreszeit erreicht hier im Rheinland bald seinen Höhepunkt und neigt sich somit dem Ende zu. Aber kein langes Gesicht: Heute geht die Party für die Meisten erst richtig los. Und auch wenn ich kein großer Karnevalist sein mag, gilt das gewiss nicht für alle gebürtige Amerikaner: Neben den bekannten Karnevalstraditionen in Südamerika und der Karibik, gibt es auch in den Vereinigten Staaten eine große Karnevalstradition und zwar an der Golfküste im Süden der USA.

Dort heißt die große Karnevalszelebration–nach katholisch französischem Vorbild–Mardi Gras (fetter Dienstag), da Louisiana vom 16. bis ins 19. Jahrhundert ein Teil Neufrankreichs war (na gut–nach dem Siebenjährigen Krieg war die Kolonie im britischen bzw. spanischen Besitz–ein wesentlicher Bestandteil ging aber mit der Unterzeichnung des Dritten Vertrages von San Ildefonso an den Franzosen zurück). Erst im Jahre 1800 ging das Territorium mit dem Louisiana Purchase in den Besitz des Vereinigten Staaten über.

Die heutige Mardi-Gras-Feste haben Ihre Wurzeln in den Karnevalshochburgen von New Orleans (Louisiana), Mobile (Alabama) und Biloxi (Mississippi), drei Städte die einst als Hauptstadt der französischen Kolonie diente. Die wohl bekannteste Faschingsfeier ist die von New Orleans, wo bunt kostümierte Krewes–Karnevalsvereine–in der letzten Woche vor Aschermittwoch ein tägliches Programm (wenn es das Wetter zulässt) an Umzüge, Musik-Events, Straßenfeste, Bälle und Maskenbälle organisieren.

Es geht bei uns, jedenfalls in Louisiana, bei Karneval also richtig zur Sache. Das Event ist ein alljährlicher Hit bei den Touristen, die in regelrechten Horden nach New Orleans zum Mitfeiern strömen. Es schadet bestimmt nicht, dass das French Quarter–ein Stadtteil von New Orleans das auch bis heute als Vieux Carré bekannt ist–zu den wenigen Gebieten in den Vereinigen Staaten, wo es grundsätzlich erlaubt ist, Alkohol auf offener Straße zu konsumieren. Dies ist nämlich aufgrund von sogenannten Open-Container-Laws fast überall sonst untersag… außer, natürlich, in Fredericksburg, Texas–der Heimat der Texas Deutsche–wo man, zumindest in der Innenstadt, Bier und Wein auf offener Straße genießen darf. Very German American.

Lasst in diesem Sinne in den kommenden Tagen die Korken knallen! Eine jecke Karnevalszeit mit ordentlichem Schunkeln wünsche ich!

 

Wie die Amis Sylvester feiern

Frohes neues Jahr, liebe Leser!

Und wie haben Sie denn das neue Jahr eingeläutet? Mit Raclette? Bleigießen? Mit Böllern, Wunderkerzen & Co.? Das wäre schon so ziemlich typisch deutsch.

Wie machen es die Amis denn?

Das neue Jahr wird in den Staaten recht unterschiedlich eingeläutet. Viele Religionsanhänger z.B. verbringen den Sylvesterabend tatsächlich in der Kirche und feiern Gottesdienste–sogenannte Night Watches–die bis in den Morgenstunden hinein reichen. Das ist unter Methodisten, Baptisten und Anhänger der Pfingstbewegung besonders weitverbreitet.

Aber die wohl bekanntesten Feierlichkeiten zu Sylvester finden jedes Jahr im Times Square von New York City statt. Vielleicht haben sie schonmal von Mariah Careys katastrophaler Performance vom Vorletzten Jahr gehört? Falls nicht, sollten Sie sich das hier schonmal anschauen:

Wow. Ich habe den Auftritt letztes Jahr live bei meinem Bruder und seiner Frau in Louisville Kentucky am Abend vor meiner Rückflug nach Deutschland miterleben dürfen. Wenigstens bietet uns die deutsche Sprache ein hierfür perfekt geeignetes Wort: Fremdscham!  Mariah-Fans können aber beruhigt sein: Dieses Jahr gilt Carey nach Ihrem Sylvester-Performance allerdings als rehabilitiert–alles sei ihr, laut diesem Artikel von gestern in der New York Times, wesentlich besser gelungen.

In der Tat verbringen sehr viele Amis den Sylvesterabend genau auf diese Art und Weise. Also nicht im Times Square vor Ort, sondern gleich vor dem Fernseher, um uns die Liveübertragung aus New York anzuschauen. Obwohl ganz live ist man da inzwischen nicht mehr zugeschaltet. Seit Nipplegate–ein Auftritt Janet Jacksons in der Halbzeitpause des Super Bowl XXXVIII, bei dem Jacksons rechte Brust entblößt wurde–werden große „Liveübertragungen“ erst mit einigen Sekunden Verzögerung ausgestrahlt. Damit so etwas schlimmes uns prüden Amis bloß nicht wieder passiert.

So ging es am Sylvester jedenfalls in meiner Familie zu: Rauf aufs gemütliche Sofa, um das Geschehen in New York aus bequemer Entfernung zu beobachten. Das große Ereignis dabei sind nicht die Specials oder die Promi-Moderatoren sondern natürlich das Herunterlassen des großen beleuchteten Kugels am Wolkenkratzer One Times Square um Mitternacht.

Wie aufregend… wenigstens ist das historisch begründet. So aufregend und maßgebend ist dieser Brauch in der Tat, dass viele andere Städte und Dörfer in den Staaten einen ähnlichen Sylvesterritus eingeführt haben. In Fredericksburg im Bundesstaat Virginia, z.B.–dort bin ich übrigens zur Uni gegangen–wird eine bunt beleuchtete Ananas um Mitternacht heruntergelassen. Warum auch immer. In Atlanta im Bundesstaat Georgia gibt es den berühmten „Peach Drop“. Da wird das Staatssymbol–der Pfirsich–heruntergelassen. In Brasstown im Bundesstaat North Carolina geht es meiner Meinung nach am skurrilsten zu: ein lebendiges Opossum in einem Glaskäfig wird dort um Mitternacht heruntergelassen, allen wohlwollenden Tierschützern zu Trotz.

Während wir in Deutschland am Sylvester unser Problem mit der Feinstaubbelastung zuerst einmal gedanklich gerne ausblenden, lassen wir Amis Gurken, Käseblöcke, Kartoffeln, Wassermelonen, Oliven und sogar einen echten toten Karpfen ganz zeremoniell zum Einläuten des neuen Jahres herunter.

Jeden das seine, nicht wahr?

Und in diesem Sinne–egal wie Sie gefeiert haben–wünsche ich Ihnen von Herzen alles Gute für 2018!