Frohes neues Jahr, liebe Leser!

Und wie haben Sie denn das neue Jahr eingeläutet? Mit Raclette? Bleigießen? Mit Böllern, Wunderkerzen & Co.? Das wäre schon so ziemlich typisch deutsch.

Wie machen es die Amis denn?

Das neue Jahr wird in den Staaten recht unterschiedlich eingeläutet. Viele Religionsanhänger z.B. verbringen den Sylvesterabend tatsächlich in der Kirche und feiern Gottesdienste–sogenannte Night Watches–die bis in den Morgenstunden hinein reichen. Das ist unter Methodisten, Baptisten und Anhänger der Pfingstbewegung besonders weitverbreitet.

Aber die wohl bekanntesten Feierlichkeiten zu Sylvester finden jedes Jahr im Times Square von New York City statt. Vielleicht haben sie schonmal von Mariah Careys katastrophaler Performance vom Vorletzten Jahr gehört? Falls nicht, sollten Sie sich das hier schonmal anschauen:

Wow. Ich habe den Auftritt letztes Jahr live bei meinem Bruder und seiner Frau in Louisville Kentucky am Abend vor meiner Rückflug nach Deutschland miterleben dürfen. Wenigstens bietet uns die deutsche Sprache ein hierfür perfekt geeignetes Wort: Fremdscham!  Mariah-Fans können aber beruhigt sein: Dieses Jahr gilt Carey nach Ihrem Sylvester-Performance allerdings als rehabilitiert–alles sei ihr, laut diesem Artikel von gestern in der New York Times, wesentlich besser gelungen.

In der Tat verbringen sehr viele Amis den Sylvesterabend genau auf diese Art und Weise. Also nicht im Times Square vor Ort, sondern gleich vor dem Fernseher, um uns die Liveübertragung aus New York anzuschauen. Obwohl ganz live ist man da inzwischen nicht mehr zugeschaltet. Seit Nipplegate–ein Auftritt Janet Jacksons in der Halbzeitpause des Super Bowl XXXVIII, bei dem Jacksons rechte Brust entblößt wurde–werden große „Liveübertragungen“ erst mit einigen Sekunden Verzögerung ausgestrahlt. Damit so etwas schlimmes uns prüden Amis bloß nicht wieder passiert.

So ging es am Sylvester jedenfalls in meiner Familie zu: Rauf aufs gemütliche Sofa, um das Geschehen in New York aus bequemer Entfernung zu beobachten. Das große Ereignis dabei sind nicht die Specials oder die Promi-Moderatoren sondern natürlich das Herunterlassen des großen beleuchteten Kugels am Wolkenkratzer One Times Square um Mitternacht.

Wie aufregend… wenigstens ist das historisch begründet. So aufregend und maßgebend ist dieser Brauch in der Tat, dass viele andere Städte und Dörfer in den Staaten einen ähnlichen Sylvesterritus eingeführt haben. In Fredericksburg im Bundesstaat Virginia, z.B.–dort bin ich übrigens zur Uni gegangen–wird eine bunt beleuchtete Ananas um Mitternacht heruntergelassen. Warum auch immer. In Atlanta im Bundesstaat Georgia gibt es den berühmten „Peach Drop“. Da wird das Staatssymbol–der Pfirsich–heruntergelassen. In Brasstown im Bundesstaat North Carolina geht es meiner Meinung nach am skurrilsten zu: ein lebendiges Opossum in einem Glaskäfig wird dort um Mitternacht heruntergelassen, allen wohlwollenden Tierschützern zu Trotz.

Während wir in Deutschland am Sylvester unser Problem mit der Feinstaubbelastung zuerst einmal gedanklich gerne ausblenden, lassen wir Amis Gurken, Käseblöcke, Kartoffeln, Wassermelonen, Oliven und sogar einen echten toten Karpfen ganz zeremoniell zum Einläuten des neuen Jahres herunter.

Jeden das seine, nicht wahr?

Und in diesem Sinne–egal wie Sie gefeiert haben–wünsche ich Ihnen von Herzen alles Gute für 2018!