Diese Frage wird relativ häufig gestellt. Deutsch hat den Ruf, etwas umständlich zu sein–Deutsch als eine Zweitsprache zu meistern ist in der Tat eine Mammutaufgabe–aber ganz ehrlich: Man würde zu unrecht behaupten, dass Englisch eine leichte Sprache zu lernen sei. Welche Sprache ist also eigentlich schwieriger?

Zu den Unterschieden zwischen Sprachen sagte Jacobsen bekannterweise folgendes: “Sprachen unterscheiden sich nicht in dem, was sie ausdrücken können, sondern in dem, was sie ausdrücken müssen.”

The woman, the dog, the rocketship. / Die Frau, der Hund, das Raketenschiff.

Ich fuhr das Auto in die Garage. Mein Auto steht in der Garage. / I drove the car into the garage. My car is in the garage.

Ich habe gegessen. Ich bin gelaufen. / I’ve eaten. I’ve walked.

Man könnte also an dieser Stelle meinen, dass es in punkto Einfachheit im Deutschen nicht so gut aussieht aber die Äußerung, “Ich esse Fisch.” kann man wie folgt ins Englische übersetzen:

I eat fish. I’m eating fish. I’ll eat fish. I’m going to eat fish. I’ll be eating fish.

Meine Güte! Wie soll man die zigfachen englischen Zeitformen bloß auseinander halten?

Die Deutsche Sprache zwingt den Sprecher dazu, den Unterschied zwischen Bewegung und Statik sprachlich zu markieren bzw. den Unterschied zwischen dem Geschlossenen und Offenen zu markieren:

Wir haben im Park gegessen. (Statik) Aber wir sind durch den Park gelaufen. (Bewegung)

Wir sind im Park spaziert. (Park als ein geschlossener Ort) Wir sind in den Park spaziert. (Wir sind von Außen über eine Grenze in den Park gelaufen)

Die Deutsche Sprache zwingt mich auch in der Regel dazu, meinem Gesprächspartner zu sagen ob eine Drittperson männlich oder weiblich ist: Habe ich mit meinem Steuerberater oder mit meiner Steuerberaterin telefoniert? Im Englischen ist das alles Wurscht!

If I say in English „So I had lunch with a friend of mine yesterday and…“ a native German speaker is interrupt with the question „Was your friend a man or a woman?“ –whereas an English speaker would have likely waited to find that information from context.

Die englische Sprache zwingt mich wiederum dazu, viel mehr Information auf den Verben zu markieren:

I run (grundsätzlich/in der Regel/immer/nie)

I‚m running (ich bin gerade im Moment noch dabei)

I ran (zu einem Vergangenen Zeitpunkt)

I‚ve run (eine bereits vollzogene Handlung, die Einfluss auf die/einer Bindung zur Gegenwart hat)

I‚ve been running (seit 10 Jahren / seit gestern / schon mein ganzes Leben) usw., usw.

Im Deutschen lassen sich solche Details aus dem Kontext erschließen bzw. sie sind uns egal. Die englische Sprache zwingt mich aber dazu, meinem Gegenüber diese Informationen mitzuteilen. Deshalb fällt es uns Deutschsprachigen oft schwer, ein schönes Englisch zu sprechen bzw. zu schreiben. Die englische Sprache ist unheimlich verblastig, während unsere Muttersprache die Substantivierung favorisiert. Dabei nervt es aber den deutschlernenden Englischsprachigen, dass man erst ganz zum Schluss des Satzes erfährt, mit welchem Verb wir es tun tun haben–im Englischen findet man das gleich am Anfang des Satzes heraus!

Gestern ist diese super nette Frau, die du mir schon seit Jahren vorstellen wirst, zufällig in der Stadt begegnet.

I happened to run into the super nice woman that you’ve been wanting to introduce me to for years in the city yesterday.

Haben Sie gemerkt, dass wir im Deutschen als aller erstes den Zeitpunkt erfahren, während er ganz zum Schluss im Englischen erwähnt wird?

Und wussten Sie, dass die deutsche Sprache mich sogar dazu zwingt auch den folgenden Unterschied zu Markieren?

Das Buch liegt auf dem Tisch. Der Löffel liegt auf dem Tisch. (Gegenstände, die einen „Rücken/Bauch“ haben–haben die es im Deutschen gemütlich!) / Das Glas steht auf dem Tisch. Die Pfeffermühle steht auf dem Tisch. (Gegenstände, die einen Fuß bzw. Beine haben–die würden sich doch bestimmt allzu gerne bei passender Gelegenheit eben hinsetzen)

Isn’t it crazy that one languages forces us to communicate information that another language couldn’t care less about? Can you think of any other examples?